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Die Betriebsdatenerfassung (BDE) ist das Nervensystem der modernen, intelligenten Fabrik im Zeitalter von Industrie 4.0. Ohne eine präzise und lückenlose Datengrundlage bleiben Konzepte wie KI-gestützte Optimierung, maschinelles Lernen oder Predictive Maintenance reine Theorie. Die Digitalisierung verspricht massive Effizienzsteigerungen und Wettbewerbsvorteile, doch ihre Basis liegt in den physischen Komponenten, die Daten direkt an der Maschine generieren, sammeln und vorverarbeiten.

Technische Entscheider in produzierenden Unternehmen stehen vor einer komplexen Herausforderung: Wie wählt man angesichts einer Vielzahl von Technologien – von Sensoren bis zu Edge-Geräten – die richtigen Komponenten? Wie integriert man diese nahtlos in bestehende Strukturen und sichert gleichzeitig die Zukunftsfähigkeit der Produktion? Dieser Artikel dient als Leitfaden und führt dich von den grundlegenden Hardware-Bausteinen über eine praxisnahe Checkliste für die Auswahl bis hin zu den entscheidenden Technologietrends, die die industrielle Datenerfassung in den Jahren 2024 und 2025 prägen werden.

Das BDE-Ökosystem: Mehr als nur ein Terminal

Eine moderne Betriebsdatenerfassung ist kein einzelnes Gerät, sondern ein intelligentes Zusammenspiel verschiedener spezialisierter Hardware-Komponenten. Diese erheben, verarbeiten und leiten Daten weiter und bilden damit die Grundlage für datengetriebene Entscheidungen und optimierte Prozesse in jeder Fertigungsumgebung.

Sensoren und Aktoren – Die Sinnesorgane der Produktion

Industriesensoren sind die Fühler der digitalen Fabrik. Sie wandeln physikalische Zustände wie Temperatur, Druck, Vibration oder Stückzahlen zuverlässig in digitale Signale um. Als primäre Datenquellen für Maschinenzustände und Qualitätsdaten ist ihre Präzision entscheidend. Aktoren hingegen setzen digitale Befehle in physische Aktionen um, wie das Öffnen eines Ventils oder das Starten eines Motors.

Erfassungstechnologien – Von Barcode bis RFID

Zur Identifikation und Dateneingabe kommen verschiedene Technologien zum Einsatz:

  • Barcode-Scanner: Der etablierte Standard für die schnelle und kostengünstige Erfassung von Auftrags- oder Materialnummern.
  • RFID-Systeme: Bieten den Vorteil der kontaktlosen und automatisierten Erfassung, beispielsweise von Werkstückträgern oder Paletten. Sie beschleunigen Prozesse und minimieren Fehler.
  • Mobile Erfassungssysteme (MDE): Flexible Lösungen wie Industrie-Tablets oder Handscanner ermöglichen es Mitarbeitenden, Daten direkt vor Ort zu erfassen, was die Datenaktualität erhöht und manuelle Fehler reduziert.

Industrielle PCs (IPCs) und Edge-Geräte – Das Gehirn vor Ort

Edge Computing hat die industrielle Datenerfassung verändert: Daten werden direkt an der Maschine vorverarbeitet, nicht erst zentral in der Cloud. Das ermöglicht schnelle Reaktionen, entlastet Netzwerke und erhöht die Datensicherheit. Industrielle PCs (IPCs) sind für diese Aufgaben optimiert. Auch kostengünstige Einplatinencomputer wie der Raspberry Pi 3B werden zunehmend in industriellen Szenarien eingesetzt und zeigen, dass hohe Rechenleistung nicht teuer sein muss.

Schnittstellen und Netzwerkinfrastruktur

Die beste Hardware nützt wenig, wenn sie nicht kommunizieren kann. Kompatibilität mit Industriestandards wie OPC UA, Profinet oder EtherCAT sowie eine robuste Netzwerkinfrastruktur sind essenziell. Ob industrielle Ethernet-Lösungen oder moderne WLAN-Infrastrukturen – eine verlässliche Verbindung sorgt dafür, dass Daten in Echtzeit und verlustfrei dorthin gelangen, wo sie gebraucht werden.

Checkliste: So findest du die passenden Komponenten

Kriterium 1: Kompatibilität und Integration

Die wichtigste Anforderung ist die reibungslose Anbindung an bestehende IT- und OT-Systeme – allen voran das ERP-System. Offenheit gegenüber Standards und APIs vermeidet Insellösungen und schafft eine zukunftssichere Architektur.

Kriterium 2: Echtzeitfähigkeit und Performance

Moderne Steuerung und Visualisierung in der Produktion benötigen Daten in Echtzeit. Die Hardware muss in der Lage sein, ohne Verzögerung zu liefern – vor allem bei hohen Datenmengen. Nur so lassen sich Engpässe und Stillstände zuverlässig vermeiden.

Kriterium 3: Robustheit und Industrietauglichkeit

Produktionsumgebungen sind rau. Staub, Feuchtigkeit, Hitze oder Vibrationen sind Alltag. Daher muss die Hardware entsprechende Zertifizierungen mitbringen – etwa IP-Schutzklassen – und mechanisch so ausgelegt sein, dass sie langlebig und wartungsarm arbeitet.

Kriterium 4: Skalierbarkeit und Zukunftsfähigkeit

Denke über den aktuellen Bedarf hinaus. Eine skalierbare, modulare Architektur erlaubt dir, zukünftige Technologien oder steigende Anforderungen flexibel zu integrieren. Das sichert Investitionen und hält die Betriebskosten langfristig niedrig.

Die nächste Stufe der Datenerfassung: KI, 5G und Cobots

Technologische Trends wie KI, 5G oder kollaborative Robotik verändern die Anforderungen an BDE-Hardware grundlegend. Wer die Entwicklungen kennt, kann frühzeitig reagieren.

Trend 1: Künstliche Intelligenz (KI) und Edge Computing

KI wird zunehmend direkt an der Maschine eingesetzt – also auf Edge-Geräten. Dadurch lassen sich Daten in Echtzeit analysieren und sofortige Reaktionen einleiten. Beispiele sind vorausschauende Wartung oder die automatische Qualitätsprüfung mit Kameras und Machine Learning.

Trend 2: Kollaborative Robotik (Cobots)

Cobots sind nicht nur Helfer in der Montage, sondern liefern selbst Daten: Bewegungsprofile, Prozesszustände, Taktzeiten. Diese Informationen fließen direkt in die BDE und ermöglichen eine präzisere Prozessoptimierung – inklusive Mensch-Roboter-Interaktion.

Trend 3: 5G-Netzwerke

5G bringt hohe Bandbreite, minimale Latenz und stabile Verbindungen – selbst bei tausenden vernetzten Geräten. In der Fabrik der Zukunft ermöglicht das kabellose Flexibilität und Echtzeitkommunikation zwischen Maschinen, Robotern und Sensoren.

Trend 4: Cybersicherheit als Schlüsselfaktor

Mit steigender Vernetzung wächst das Risiko von Angriffen. Sicherheitskonzepte wie Zero Trust – also kein automatisches Vertrauen für Geräte oder Nutzer – werden zur Grundvoraussetzung. KI-gestützte Systeme helfen, Anomalien im Datenverkehr frühzeitig zu erkennen.

Fazit: Strategische Hardware-Auswahl als Wettbewerbsvorteil

Die Auswahl der richtigen BDE-Komponenten ist eine strategische Entscheidung. Sie legt das Fundament für eine agile, skalierbare und datengestützte Fertigung. Entscheidend sind die nahtlose Integration in bestehende Systeme, die Zukunftsfähigkeit der Architektur und ein klares Sicherheitskonzept.

Wer jetzt in moderne, kompatible und robuste Hardware investiert, sichert sich langfristig Wettbewerbsvorteile – nicht nur durch höhere Effizienz, sondern auch durch bessere Datenqualität, verlässliche Prozesse und Innovationsfähigkeit. Denn wer seine Betriebsdaten kennt, kann seine Produktion gezielt verbessern.

Erfahre mehr über die Betriebliche Anwendungssysteme oder informiere dich zur Datenkonnektivität in der Fertigung, um deine Hardwarelösung optimal zu planen.